Das Zeltlager in den 90'ern

In den neunziger Jahren spiegelte sich auch im Zeltlager die Wiedervereinigung Deutschlands wieder. Eine Düsseldorferin schickte ihre Nichte und ihren Neffen aus der Nähe von Magdeburg als Teilnehmer in unserem Zeltlager mit. Später fuhren sie auch als Gruppenleiter mit.

Im Zeltlager funktionierte das Zusammenwachsen von Ost und West schon sehr früh auf vorbildliche Weise.


WM, fehlender Handyempfang und Angebotsvielfalt

Als wir im Sommer 1990 das Endspiel der Fußball-WM in der Hierermühle verfolgt haben, reisten zwei Gruppenleiter einen Tag verspätet im Zeltlager an, weil sie zu lange in Italien gefeiert hatten. Die Jugend entwickelte sich zur "Party pur"-Generation. Besonders begeistert waren sie, als es während der drei Wochen Zeltlager zwei Mal eine Disco gab. Elektrizität war in der Rauschenmühle lange Zeit verpönter Luxus. Erst seit dem Sommer 1999 stört das Brummen des Stromgenerators die Ruhe auf dem Vorplatz.

Als Handys bei den Jugendlichen zur Zeltlagerausstattung wurden, war anfangs die Enttäuschung der Kinder groß, denn die meisten suchten verzweifelt auf dem Zeltlagergelände nach Empfang. Wir halten es für viel sinnvoller, gemeinsam mit den anderen etwas zu unternehmen. So folgte bald ein Handyverbot für Teilnehmer.

Die 90er-Jahre waren aber auch vom Umweltbewusstsein geprägt. "Zurück zur Natur" war der Leitspruch. So manche Müllsammelaktion in der Ehrbachklamm stand unter diesem Motto. Auch durch unser Lagerthema 1990 "Indianer" konnten wir einiges vom vernünftigen Umgang mit der Natur den Kindern vermitteln. Gemeinschaftliches Leben und das soziales Miteinander standen immer im Vordergrund. Zu den "üblichen" Pflichten gehören Küchen-, Reinigungs-,Holz-, Andachtsdienst und Frühsport.

Über die Jahre gab es jede Menge tolles Programm:

  • "Betreuersuchspiel"
  • Schwimmbadbesuch in Emmelshausen
  • Schnitzeljagden
  • Nachtwanderungen
  • Tagesausflüge in Freizeitparks
  • Tageswanderungen inklusive Übernachtung für die älteren Teilnehmer zum Aussichtsturm "Lichterkopf" oder nach Kastellaun oder zum Adler
  • und Falkenhof "Burg Maus"
  • Fußballspiele gegen die Mermuther Dorfjugend
  • Kommunikations und Interaktionsspiele als Vorbereitung auf den Betreuerschein
  • Übernachtungen auf der Rauschenburg oder am Waldsee
  • Geländespiele im Wald
  • Lagerfeuer mit Liedern, Gitarrenmusik und Gute-Nacht-Geschichten
  • Ballspiele auf der Volleyballwiese
  • Matratzencatchen
  • Massieren
  • Ausflüge zur Ehrenburg
  • Gottesdienste auf Schloss Schöneck mit Renate Zilian
  • "Räuber und Gendarm" in Mermuth
  • Lagerolympiade und das große Bergfest.
  • Jedes Zeltlager krönten die Theateraufführungen und den anschließenden Festschmaus.

  • Besondere Höhepunkte waren:
    - eine Tageswanderung zur Burg Thurant
    - die legendäre Schmusergeschichte in einer Abendandacht mit Umarmen und Gute-Nacht-Sagen
  • der Spaziergang zur Rauschenburg
  • Aussichtsfelsen "Peterslay"
  • Gruppenbändchen flechten
  • Bachwanderungen
  • Batiken
  • Bosseln
  • Haare tönen
  • Orientierungsmärsche mit Kompass
  • Flaschengärten basteln
  • im "Lädchen" in Emmelshausen bummeln gehen
  • das Frankfurter Zeltlager "überfallen"
  • Wasser schöpfen aus dem Stahlbrunnen mit seinem leckeren eisenhaltigen Wasser
  • meditative Tänze
  • Abenteuerseilbahn über die Klamm und Blindenseilparcours
  • „beim Bartsch“ Eis essen
  • nachts draußen vor dem Zelt schlafen und Sterne gucken

Dieser "kleine" Auszug macht deutlich, dass jedes Jahr im 3-wöchigen Zeltlager keine Langeweile aufkam. Ich danke allen Teilnehmern und Betreuern für die schöne Zeit in der Rauschenmühle. Die ehrenamtliche Mitarbeit und die Leitung einiger Zeltlager haben mich sehr stark geprägt und meine pädagogische Fähigkeiten hervorgerufen. Ohne diese Erlebnisse wäre ich privat und beruflich mit Sicherheit nicht da, wo ich jetzt bin.

Alles Gute für die Zukunft, möge die Rauschenmühle der Gemeinde für die kommenden Generationen noch lange erhalten bleiben!

Wolfram Kassemeck - Jugendmitarbeiter, Waldpädagoge und Falkner

Text entnommen: Gemeindebrief der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde Düsseldorf Ausgabe 3/2006.